Unser Seminarwochenende von Samstag Vormittag bis Sonntag Nachmittag war sehr erfolgreich und wir haben so viel mehr geschafft als die einzelnen Treffen zusammen. Damit haben wir ein Format gefunden, mit der wir am besten in der Gruppe arbeiten können. Wir haben am Samstag Vormittag die Rolle der Medien bei der Herstellung von Feindbildern, Rassismus, Islamfeindlichkeit und Antisemitismus besprochen und auch die Chancen der Medien, insbesondere der Neuen Medien ins Visier genommen. Am Nachmittag haben wir dann selbst angefangen einen Film zu drehen. Unter der Beteiligung von 7 Interviewpartner*innen haben wir Filmmaterial zusammengestellt. Die große Aufgabe besteht nun im Schnitt. Am Abend ging es weiter mit einer Lesung von dem queeren, jüdischen Autor Armin Langer und anschließender Diskussion über Antisemitismus in Deutschland. Am nächsten Tag nach einem gemeinsamen Frühstück haben wir dann über unbewussten Rassismus debattiert. Wenn Menschen einfach drauf losfragen, ohne zu verstehen, dass sie antisemitisch handeln, wenn sie Juden immer als reich und intelligent betrachten, wenn Menschen mit dunkler Hautfarbe immer im Ausland verortet werden, wenn Britney zwar ein deutscher Name werden kann im Laufe der Zeit aber Ahmet immer noch kein deutscher Name sein darf und diese Fragestellung in 2017 immer noch überraschen, weil so viele Menschen nie darüber nachgedacht haben.

Bei unseren letzten Treffen haben wir verschiedene Leute besprochen, die wir in einem Kurzfilm interviewen wollen. Unter anderem den jüdischen Schriftsteller Armin Langer. Herr Langer hat sich bereit erklärt, im Rahmen unseres Projektes eine Lesung in Hannover zu halten und hinterher für Diskussionen zur Verfügung zu stehen.

Bei unserem gestrigen Treffen haben wir zuerst gemeinsam gekocht und anschließend zum ersten Mal persönliche Geschichten über Rassismus und Diskriminierung ausgetauscht. Es kamen sehr viele emotionale Erinnerungen zur Sprache. Eine Schülerin wurde im Unterricht von einer Fachlehrerin als unsichtbar, ein weiterer Schüler berichtete, dass seine Klassenarbeit laut vor der ganzen Klasse gelesen wurde und der Lehrer anschließend Witze über seine Rechtschreibschwäche gemacht habe. Ein weiterer Fall zeigte Diskriminierung bei der Polizei. Zwei Jugendliche wurden beim Sprayen erwischt, während der Jugendliche ohne Migrationshintergrund gehen durfte, musste der mit Migrationshintergrund mit zur Polizei. Ein Student berichtete über rassistische Äußerungen seitens eines Professors. Der Abend verlief emotional und wir diskutierten über die Aussagekraft von "Schule ohne Rassismus". Wie wurde dieser Titel erworben, wer sorgt dafür, dass es eingehalten wird und gibt es überhaupt eine Kontrollinstanz, die etwas überprüft? Sind darin nicht nur die Schüler*innen sondern auch die Lehrkräfte eingebunden? Diese Fragen wollen wir bis zum nächsten Treffen recherchieren.

Am 29.12 gingen wir mit der Projektgruppe in das Kino im Künstlerhaus und schauten uns den Film Cahier Africain an. Bei dieser langjährigen Dokumentation wurde das Leid der Frauen in der Zentralafrikanischen Republik gezeigt, die mal von muslimischen, mal von christlichen Milizen vertrieben, vergewaltigt und getötet werden. Die Doku zeigte eindringlich, wie Menschen von beiden Religionsgruppen jeweils die anderen Entmenschlichten und damit freigaben für alle Arten von Verbrechen. Die Ereignisse hatten sehr viele Ähnlichkeiten zu dem Jugoslawien-Krieg. Nach dem Film, der schwer im Magen lag, gingen wir gemeinsam noch in ein Cafe und haben den Inhalt der Doku reflektiert und ebenso den Umgang mit den Opfern bei der medialen Abbildung.

Wir feierten in einer kleinen Runde Weihnachten. Die Teilnehmende gehörten unterschiedlichen Konfessionen an und es war schwierig, sich auf einen Termin zu einigen. Wir trafen uns letzlich am 27. Dezember und haben gemeinsam gekocht. Am 27. war für einige Weihnachten bereits gelaufen und für andere stand es noch bevor. Es war interessant zu erfahren, dass einige Teilnehmende erst im Januar die Feierlichkeiten begehen werden. Weihnachten haben wir also zuvor nur durch unsere kulturelle Brille betrachtet, insgesamt wird das Fest vom 24.12 bis zum 14.01 gefeiert, je nach Konfession. Es gab leckeres Essen aus Russland, Syrien, Marokko, Türkei und Eritrea.

Im Verein hat sich eine Projektgruppe zusammengefunden, die bevor es mit den Workshops losgeht, verschiedene Fernsehformate, Print- und Onlinemedien verfolgen und die aktuellen Diskurse und die Art des Miteinanders beobachten. Wir wollen bis Mitte Dezember dann eine Liste anfertigen und eine Reihenfolge von Dringlichkeit und Relevanz erstellen und dementsprechend unsere Workshops über gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, Rassismus, Sexismus und Ausgrenzung gestalten.